Michael Rüggebergs "Musenmusik" für Hackbrett

von Lorenz di Biasio

Bei der “Musenmusikon Michael Rüggeberg (geb.1941) handelt es sich um eine zehnsätzige Komposition für Hackbretter vom Solostück bis zur Orchesterbesetzung (9 bzw.10 Hackbretter). Das Werk ist bei Preissler in zwei Heften im Druck erschienen.

Die Uraufführung

Die Uraufführung der Musenmusik fand im April 1983 unter Leitung von Karl-Heinz Schickhaus in der Münchner Lenbachgalerie statt. Die Mitwirkenden waren: Birgit Stolzenburg, Rudi Zapf, Ulrike Wenicker-Kuhn, Franziska Fahrer, Ilona Seidl, Michaela Putz, Monika Binner, Christine Zachmann, Ursel Fey, Gabi Jäckle, Brigitte Thür, Silvia Wiebel, Ute Hartmann, Sonja Herrmann und Gerti Nader.

Im Publikum saßen u.v.a. Reinhard Tafferner, Lorenz de Biasio und das Mädchen Belisa Mang, das damals auf der Suche nach einem neuen Hackbrettlehrer war und diesen mit Rudi Zapf auch fand.

Die Programmatik der Komposition

Michael Rüggeberg war bis 1980 musikalischer Leiter an den Münchner Kammerspielen, woraus die Idee des Rückgriffs auf die neun Musen der griechischen Mythologie wohl zu erklären ist. Mit dieser Idee hat er sich allerdings keinen Gefallen getan, denn wer will heute bitte erklären wollen, was zeitgenössische Hackbrettmusik mit altphilologisch-humanistischem Bildungsgut zu tun haben soll?

Eigenart der Komposition

Michael Rüggeberg hat die Musenmusik in ausgesprochen moderner Tonsprache verfasst. Wenn man dabei nicht unbedingt von atonaler Anlage sprechen muss, so gebraucht Rüggeberg das Tonmaterial jedenfalls unkonventionell, d.h. er geht im Dissonanzgebrauch weit über das herkömmliche Maß hinaus und verwendet keine Kadenzen und Modulationen mehr. Dass diese Kompositionsart weite Teile des Publikums auch heute noch irritieren wird, ist abzusehen, insbesondere aber dann, wenn ein Satz z. B. mit einem verheißungsvollen Titel wie „Muse der Liebesdichtung“ versehen ist.

Die Frage künftiger Nutzung

Zu fragen bleibt, ob nicht einzelne der zehn Sätze häufiger genutzt werden könnten als bisher. Von dieser Frage würde ich persönlich die Ecksätze in ihren Großbesetzungen eher ausklammern.

Zur Debatte stünden dann noch die fünf Sätze für Hackbrett solo (von denen die sehr kurze „Urania-Muse der Sternkunde“ ja gelegentlich bei JUMU genutzt wurde), zwei Duos und das Quartett „Muse der Tonkunst“. Meine Favoriten wären dabei das Quartett (das von den Hackbrettdamen Stolzenburg/Mang/Fahrer/Kirch übrigens für den Rundfunk eingespielt worden ist), das Duo „Kalliope-Muse der Erzählkunst“, das kurze Solo der „Polyhymnia-Muse des Gesangs“ sowie das Solo „Muse der Tanzkunst“.

Kann man in einem Konzert solche Stücke mit konventionellen mischen? Von Arnold Schönberg her spricht grundsätzlich nichts dagegen. In seiner Harmonielehre (S.474) heißt es nämlich: „Meine Auseinandersetzungen sollten den Glauben an die Notwendigkeit der Tonalität widerlegen, nicht aber den Glauben an die Wirkung eines Kunstwerks, dessen Autor an die Tonalität glaubt.“

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